DÜSSELDORF – Mit scharfer Kritik am Versandhandel und einem klaren Appell an die Politik ist die Apothekerkammer Nordrhein am Mittwoch (11.06.2025) in die dritte Sitzung ihrer XVIII. Kammerversammlung gestartet. Delegierte verabschiedeten dabei eine Resolution gegen Online-Anbieter und warnten vor existenziellen Gefahren für Apotheken vor Ort.
Apotheken verlieren Marktanteile an ausländische Online-Plattformen
Ein Viertel des Umsatzes mit rezeptfreien Medikamenten werde inzwischen über ausländische Versandhändler abgewickelt, kritisierte Thomas Preis, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Diese Anbieter unterliefen mit Kampfpreisen die Netto-Preise heimischer Apotheken und schrieben laut Preis „seit 20 Jahren rote Zahlen“.
Wo Modehändler von Anbietern wie „Temu“ oder „Shein“ geschützt würden, lasse die Politik Apotheken seit Jahren im Regen stehen, so Preis. „Während wir als Inhaberinnen und Inhaber öffentlicher Apotheken eingetragene Kaufleute sind, wird bei den ausländischen Versendern Fremd- und Risikokapital eingesammelt und auf das schnelle Geld spekuliert.“
Kammer fordert neue Verantwortung für Apotheken
Auch der Präsident der Bundesapothekerkammer Dr. Armin Hoffmann forderte eine Weiterentwicklung der Vor-Ort-Apotheke. Die ABDA strebe unter anderem schnellere Arzneimittelversorgung, neue Dienstleistungen, mehr Prävention und stärkere therapeutische Verantwortung an. Die Politik müsse dafür endlich die nötigen Rahmenbedingungen schaffen.
Juristisch geht die Apothekerkammer derweil unter anderem gegen ausländische Versender vor, die sich nicht an die für alle Apotheken geltenden Regeln hielten. Zudem stehen neuartige Plattformen im Fokus, die ohne ärztlichen Kontakt Lifestyle-Medikamente per Fragebogen verkaufen.
Apothekerkammer beschließt Resolution mit konkreten Maßnahmen
Eine entsprechende Resolution mit Vorschlägen konkreter Maßnahmen an die Politik beschlossen die Deligierten einstimmig, darunter ein Verbot von Verschreibungen per Fragebogen, Hochstufung bestimmter Ordnungswidrigkeiten zu Strafvorschriften und die Ermächtigung der Bundesnetzagentur zur Abschaltung rechtwidriger Plattformen. Außerdem fordern die Apotheker eine Registrierungspflicht für Plattformen zur Vermittlung gesundheitsbezogener Dienstleistungen.