SCHROBENHAUSEN – Der Tag der deutschen Einheit ist nicht nur der deutsche Nationalfeiertag. Gleichzeitig findet auch der Tag der offenen Moschee statt – eine Tradition, die mittlerweile 29 Jahre besteht. Bundesweit öffnen rund 1.000 Moscheen ihre Türen für Interessierte. In Schrobenhausen folgen am Freitag (03.10.2025) etwa 300 Gläubige dieser Einladung zum gemeinsamen Freitagsgebet.
Tag der offenen Moschee mit klaren Zielen
„Heute findet ja, wie bundesweit auch bekannt, Tag der offenen Moschee statt. Und demnach schließen wir uns natürlich dieser Feierlichkeit an und öffnen unsere Türen für die ganze Gemeinde, die uns auch hier besuchen dürfen“, erklärt Durmus Aki, erster Vorsitzender der DITIB Türkisch Islamischen Gemeinde. Der besondere Tag hat dabei ganz klare Ziele: „Zum einen möchte man eben religiöse Vielfalt erkennen, kulturelle Vielfalt erkennen, Muslime als Nachbarn kennenlernen und vielleicht auch Brücken schaffen“, beschreibt Imam Talha Ballikaya die Intention. „Vorurteile möchte man abbauen, den Islam mal aus dem Selbstverständnis der Muslime kennenlernen.“

Der 28-jährige Imam ist seit Mai 2025 in Schrobenhausen tätig. Nach seinem Studium der islamischen Theologie in Istanbul und zwei Jahren in Deggendorf leitet er nun die Gemeinde. Seine Aufgaben sind vielfältig: „Natürlich eine der wichtigsten Aufgaben des Imams, das eben die täglichen fünf Gebete eben leitet“, erklärt Ballikaya seinen Alltag. „Anfangen mit dem Morgengebet, mit dem Mittagsgebet, Nachmittagsgebet, Abendgebet und zum Nachtgebet, ist der Imam, befindet sich der Imam immer in der Moschee und leitet, führt die Gebete sozusagen an.“ Zudem hält der Imam Predigten und unterrichtet am Wochenende Schüler über die Grundlagen des Islam.
Führungen durch die Moschee mit allen Details
Im Herzen der Moschee führt der Imam die Besucher durch den Aufbau des Gotteshauses: „Im Gebetsraum hat man eigentlich die wesentlichen Elemente in einer Moschee, wie zum Beispiel die Galerie des Gebetsrufers, wo eben die Gläubigen fünfmal am Tag zum Gebet eingeladen werden“, zeigt er die verschiedenen Bereiche. Die Predigtkanzel für die Freitagspredigt, die Gebetsnische Mihrab, die in Richtung Mekka weist, und das Vortragspult sind dabei schmuckvoll verziert. Zusätzlich gibt es Klassenzimmer für den Unterricht, eine Teestube für den Austausch und Waschräume für die rituelle Reinigung vor dem Gebet.
„Wir versuchen natürlich auch, wie unsere normalen Feste auch, unsere Kultur vorzustellen, auch den Glauben, Islam vorzustellen und quasi die Nähe zu den Personen in den ganzen Gemeinden zu suchen“, beschreibt Aki das Konzept des Tages. Dreimal finden Moscheeführungen statt, bei denen Besucher alle Fragen stellen können. „Das, was im Islam ist und geboten wird und die Pflicht ist von jedem Moslem, das wird auch jedem, der hier kommt, erklärt.“ Dazu zählen beispielsweise auch die Grundprinzipien, die Säulen des Islam. „Und das können wir hier quasi den Menschen erzählen und erklären.“
Eines der größten Kulturzentren in Bayern
Das Kulturzentrum selbst ist beeindruckend: Vor gut einem Jahr fand die große Eröffnung über drei bis vier Tage statt. „Siebeneinhalbtausend Personen quasi als Besucher gehabt. Das war schon eine große Nummer“, erinnert sich Aki stolz. Nach Einwohnerzahl sei es eines der größten Kulturzentren in Bayern, möglicherweise sogar in ganz Deutschland. Die Lebendigkeit blieb erhalten – ein Kindergarten ist seit über einem Jahr integriert.
An normalen Freitagen kommen etwa 250 Menschen zum Gebet, an Feiertagen wie heute sogar bis zu 450 Personen. „Für die Einwohnerzahl in Schrobenhausen ist das eigentlich schon für unsere Bevölkerung, ist das schon gut eigentlich“, schätzt Aki die Resonanz ein. Das Einzugsgebiet reicht etwa zehn Kilometer, doch als Neubau ziehe das Zentrum auch Besucher aus anderen Gemeinden an.
Kaffee, Kuchen und interkultureller Austausch
Nach Gebet und Führungen steht das gemeinsame Beisammensein im Mittelpunkt. Bei Kaffee und Kuchen, Tee und weiteren Getränken kommen Muslime und Besucher ins Gespräch. „Kaffee, Kuchen, Tee, gibt es tatsächlich immer und den bieten wir auch an“, schmunzelt Aki. Dieses kulturelle Miteinander wird in der Schrobenhausener Gemeinde besonders intensiv gelebt – der interkulturelle Austausch ist mindestens so wichtig wie die religiöse Aufklärung.
Der Blick in die Zukunft ist optimistisch. „Die Gemeinde sitzt auf guten Fundamenten mittlerweile. Das haben wir echt in den letzten sechs Jahren bewiesen durch Integrationsarbeit“, resümiert Aki die Entwicklung. Seine Vision ist klar: „Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass nur auf diesem Fundament einfach der erste Stock und das Dach quasi gebaut wird.“ Die enge Zusammenarbeit mit der Stadt Schrobenhausen soll weitergehen. Dann sei die Gemeinde weiter auf einem guten Kurs für die Zukunft.