Klein, spitz – und potenziell lebensgefährlich: In den Sommermonaten stellen Grannen eine ernstzunehmende Bedrohung für Hunde dar. Die scharfkantigen Ähren von Getreide wie Weizen, Gerste oder Hafer sind mit Widerhaken ausgestattet und dienen der Pflanze dazu, sich im Boden zu verankern. Doch bei Spaziergängen können sie sich im Hundefell festsetzen – mit teils dramatischen Folgen.
Besonders häufig betroffen sind Pfoten, Ohren, Augen und sogar die Atemwege. Wenn Grannen unbemerkt in den Körper eindringen, verursachen sie schmerzhafte Entzündungen oder Abszesse – im schlimmsten Fall lebensbedrohliche Komplikationen. Fachleute wie Björn Thun von PETA raten deshalb zu besonderer Achtsamkeit im Umgang mit diesen kaum sichtbaren Fremdkörpern.
So erkennen Halter eine Grannen-Verletzung
Je nach betroffener Körperregion zeigen sich verschiedene Symptome. Anzeichen für eine Verletzung an den Pfoten sind Lahmheit, geschwollene Ballen oder häufiges Belecken der Zwischenzehenräume. Dringen Grannen in die Ohren ein, schütteln Hunde oft ruckartig den Kopf oder halten ihn schief. Auch Augenrötungen, Ausfluss oder starkes Niesen können Hinweise sein.
Unbehandelt wandern Grannen immer tiefer in den Körper. Im Ohrbereich drohen Mittelohrentzündungen oder Trommelfellrisse. In der Nase können sie sich bis in den Schädel vorarbeiten. Werden sie eingeatmet, können sie Luftröhre und Lunge erreichen – mit möglichen Folgen wie Lungenentzündung oder sogar Erstickung.
Erste Hilfe und tierärztliche Maßnahmen
Wenn Grannen noch oberflächlich im Fell oder an der Haut haften, lassen sie sich mit einer Pinzette vorsichtig entfernen. Haben sie sich jedoch bereits in die Haut gebohrt oder sind ganz verschwunden, ist eine tierärztliche Behandlung unerlässlich. Dort erfolgt gegebenenfalls die Entfernung unter Narkose sowie die Gabe entzündungshemmender Medikamente und Schmerzmittel.
Wer unsicher ist, ob eine Granne vollständig entfernt wurde, sollte auf keinen Fall selbst versuchen, sie tiefer aus der Haut zu ziehen. Das Risiko, Teile des Fremdkörpers zurückzulassen oder Infektionen zu verschleppen, ist hoch.
So lassen sich Grannen vermeiden
Die Monate Juni bis August gelten als Hochsaison für Grannen. Spaziergänge entlang von Getreidefeldern oder durch hohes Gras sollten in dieser Zeit möglichst vermieden werden. Nach jedem Gassigang empfiehlt sich eine gründliche Kontrolle – besonders von Pfoten, Ohren, Augen, Nase, Achseln und Genitalien. Hilfreich ist auch das regelmäßige Ausbürsten des Fells sowie das Stutzen von Haaren an empfindlichen Stellen wie Innenohren und Zehenzwischenräumen.
Im eigenen Garten können Halter vorbeugen, indem sie Gräser mit Grannenbildung frühzeitig samt Wurzel entfernen. So lässt sich die Gefahrenquelle nachhaltig eindämmen – ganz ohne Chemie.
Fazit: Vorsorge schützt vor Tierleid
Grannen sind zwar klein, ihre Wirkung jedoch nicht zu unterschätzen. Mit gezielter Vorsorge und Aufmerksamkeit lässt sich das Risiko für schwerwiegende Verletzungen deutlich reduzieren. Wer Symptome früh erkennt und rechtzeitig handelt, bewahrt seinen Hund vor unnötigem Leid – und genießt die Sommersaison sorgenfrei.