Freitag, 05.12.2025

PFAFFENHOFEN AN DER ILM – Paula van Well hat im Rahmen der Pfaffenhofener Lesebühne am 21. November den im Flaschlturm entstandenen „Dazwischenfälle“-Text vorgestellt und damit ihren dreimonatigen Aufenthalt als Lutz-Stipendiatin beendet. In den letzten drei Monaten gastierte van Well dank der Förderung durch das Lutz-Stipendium in der Kreisstadt.

Intensive Arbeit an mehreren Projekten

Neben dem obligatorischen „Zwischenfall“-Text arbeitete van Well am Fortgang des aktuellen Romanprojekts „was wir voneinander haben“ sowie an einem Theaterstück und einem Kurzfilmdrehbuch. Der schriftstellerische Fokus liegt bei van Well auf Prosa und Dramatik. Die Autorin studiert aktuell am Institut für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst Wien.

Bürgermeister Herker eröffnet Festakt

Der Festakt zur Abschlusslesung wurde von Bürgermeister Thomas Herker feierlich eröffnet. Kulturreferent Reinhard Haiplik gab den anwesenden Zuhörern zunächst einen Einblick in die Geschichte des Lutz-Stipendiums und erläuterte den Zusammenhang mit dem Namensgeber Joseph Maria Lutz und dessen Roman „Der Zwischenfall“ (1930). Moderiert wurde die Lesung vom Juryvorsitzenden des Lutz-Stipendiums, Steffen Kopetzky.

25 Miniaturen über Pfaffenhofen

Paula van Well eröffnete die Lesung mit einem Auszug aus dem aktuellen Romanprojekt „was wir voneinander haben“, das bereits im Januar die vierköpfige Jury überzeugte. Das Hauptsujet des Romans ist geschlechtsspezifische Gewalt in festen Beziehungen zwischen den 80er-Jahren in Wien und der Gegenwart in Berlin.

Aus van Wells präziser Beobachtungsgabe erwuchsen 25 Miniaturen unter dem Titel „Dazwischenfälle“, die Pfaffenhofen in feinen Momentaufnahmen sichtbar machen. Dabei spannte die Autorin den Bogen zwischen Romanprojekt und Schreibauftrag und ließ kurzerhand die Mutter einer Protagonistin in die Kreisstadt ziehen.

Queere Perspektive auf bayerische Traditionen

Aus ihrer außerstädtischen, teils queeren Perspektive bewegen sich die Figuren zwischen Gerolsbach, Hauptplatz und Volksfest und blicken mit neugierigem Abstand auf bayerische Traditionen – von Tracht, Dirndlschleifen-Codes und Steinheben bis hin zu lokalen Alltagsthemen wie der Leinenpflicht am Gerolsbach. Im Aufeinandertreffen von großstädtischer Gegenwartskultur und bayerischer Verwurzelung entsteht der zentrale Spannungsbogen.

Nach der Lesung beantwortete Paula van Well Fragen aus dem Publikum und trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Während des Aufenthalts erhielt sie zudem das Ludwig-Harig-Stipendium 2025 des Saarlandes. Für 2026 plant die Stadt erneut ein Aufenthaltsstipendium.

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