Freitag, 25.07.2025

BERLIN – Der TÜV-Verband schlägt Alarm: Sonnenbrand bei Kindern ist keine Bagatelle, sondern eine „tickende Zeitbombe“ für Hautkrebs im Erwachsenenalter. Eine Statistik, die der TÜV am Donnerstag (24.07.2025) herausgab, ist erschreckend: Binnen 20 Jahren stiegen die stationären Hautkrebs-Behandlungen um 88 Prozent, 2023 starben rund 4.500 Menschen daran.

Kinder brauchen besonderen Hautkrebs-Schutz

„Wenn Kinderhaut ungeschützt der Sonne ausgesetzt wird und es zu Sonnenbränden kommt, sprechen wir nicht von einem kleinen Risiko, sondern von einer tickenden Zeitbombe“, warnt André Siegl, Gesundheitsschutz-Experte beim TÜV-Verband. Kinderhaut ist dabei besonders gefährdet: Die Hornschicht ist deutlich dünner, der körpereigene UV-Schutz noch nicht ausgereift. Im Jahr 2023 mussten knapp 117.000 Menschen mit Hautkrebs zur Behandlung ins Krankenhaus.

UV-Kleidung muss richtig zertifiziert sein

Normale Baumwollkleidung reicht nicht aus – sie ist durchlässig für UV-Strahlung, besonders wenn sie hell, dünn oder nass ist. Spezielle UV-Schutzkleidung aus synthetischen Mikrofasern wie Polyester oder Polyamid bietet besseren Schutz. „Am besten schützt ein dichter, elastischer Stoff mit hohem UPF-Wert, idealerweise in einem Schnitt, der möglichst viel Haut bedeckt und auch bei Bewegung nicht verrutscht“, so Siegl.

Der UPF-Wert gibt dabei Auskunft, wie undurchlässig der Stoff ist: Ein UPF von 50 bedeutet, dass nur ein Fünfzigstel der Strahlung die Haut erreichen. Eltern sollten auf die CE-Kennzeichnung achten – fehlt sie, ist die UV-Aussage rechtlich nicht abgesichert.

Sonnenschutz in Auto und Kinderwagen oft unterschätzt

Eine unterschätzte Gefahr lauert im Auto: Während die Windschutzscheibe fast 100 Prozent der UV-Strahlung blockiert, sind die Seitenscheiben eine Schwachstelle. „UVA-Strahlen passieren diese problemlos und schädigen die Haut. Auch dann, wenn die Sonne gar nicht brennt“, erklärt Siegl. Der TÜV empfiehlt getönte Folien mit Allgemeiner Bauartgenehmigung oder flexible Roll-Blenden mit UPF 50+.

Symbolfoto: envato | NomadSoul1

Besonders kritisch wird es bei Babys im Kinderwagen. Viele Eltern decken nur ein leichtes Tuch über den Wagen – doch das kann lebensgefährlich werden. „Viele Eltern meinen es gut, aber wenn ein Tuch oder eine Decke die Luftzirkulation verhindert, entsteht ein Hitzestau wie in einem Treibhaus“, warnt Siegl. Selbst bei gemäßigten 25 Grad können sich binnen Minuten Temperaturen über 40 Grad entwickeln. „Das ist für ein Baby nicht nur unangenehm, sondern im schlimmsten Fall lebensgefährlich.“ Sicherer sind spezielle Kinderwagen-Sonnensegel mit UV-Schutzfunktion aus atmungsaktiven Materialien, die Schatten spenden, aber die Luft zirkulieren lassen.

Sonnencreme richtig anwenden schützt vor Hautkrebs

Ohne Sonnencreme bleibt jeder UV-Schutz unvollständig. Für Kinder sollten Eltern zu Produkten mit Lichtschutzfaktor ab 50 greifen. Wichtig: 30 Minuten vor dem Rausgehen großzügig eincremen – etwa eine Hand voll für den ganzen Kinderkörper. Eine Wiederholung alle zwei Stunden sei ratsam, denn Reibung und Schwitzen reduzieren die Wirksamkeit, aber: Das verlängert den Schutz nicht, sondern stellt ihn nur wieder her.

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