Montag, 05.05.2025

Schlucktabletten, Hustensaft, Salben – in nahezu jeder Hausapotheke finden sich abgelaufene Medikamente, die nicht mehr verwendet werden sollten. Doch wohin damit? Die falsche Entsorgung über Toilette oder Hausmüll gefährdet Gewässer, Tiere und letztlich auch unsere Gesundheit. Die fachgerechte Entsorgung alter Arzneimittel ist keine komplizierte Wissenschaft, aber ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz. Mit diesen Tipps entsorgen Sie abgelaufene Hausapotheke-Reste sicher und umweltgerecht.

Symbolfoto: envato | AtlasComposer

Warum die richtige Entsorgung lebenswichtig ist

Medikamente enthalten hochwirksame chemische Substanzen, die auch nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums ihre Wirkung nicht vollständig verlieren. In der Umwelt können diese Stoffe erheblichen Schaden anrichten:

Gefahr für Gewässer und Trinkwasser: Gelangen Arzneimittelreste in Abwasser oder Grundwasser, belasten sie Ökosysteme und potenziell auch unser Trinkwasser. Besonders problematisch: Kläranlagen können viele Medikamentenrückstände nicht vollständig filtern.

Gefährdung der Tierwelt: Hormonpräparate im Wasser führen nachweislich zu Fortpflanzungsstörungen bei Fischen und anderen Wasserlebewesen. Antibiotika fördern die Entstehung resistenter Keime in der Umwelt.

Gefahr durch Missbrauch: Falsch entsorgte, noch wirksame Medikamente können in falsche Hände geraten. Besonders bei starken Schmerzmitteln, Psychopharmaka oder Hormonpräparaten besteht Missbrauchsgefahr.

Risiken für Kinder: Im Hausmüll entsorgte Medikamente könnten von spielenden Kindern oder Haustieren gefunden werden – mit potenziell schwerwiegenden Folgen.

Symbolfoto: envato | LightFieldStudios

Die häufigsten Entsorgungsmythen aufgeklärt

Rund um die Medikamentenentsorgung kursieren hartnäckige Fehlinformationen:

Mythos 1: „Die Toilette ist der richtige Ort für flüssige Medikamente“ Falsch! Genau das sollte unbedingt vermieden. Flüssige Arzneimittel belasten das Abwasser besonders stark, da sie sofort ins Wasser übergehen.

Mythos 2: „Ein bisschen Antibiotika schadet dem Wasser nicht“ Weit gefehlt! Gerade Antibiotika in der Umwelt fördern die Entstehung multiresistenter Keime – eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit.

Mythos 3: „Abgelaufene Medikamente sind ungefährlich“ Irrtum! Die meisten Wirkstoffe behalten ihre Wirkung noch lange über das Verfallsdatum hinaus – sie sind lediglich nicht mehr für die medizinische Anwendung geeignet.

Mythos 4: „Der Restmüll ist ein sicherer Entsorgungsweg“ Nein, denn je nach lokalem Entsorgungssystem können Wirkstoffe in die Umwelt gelangen. In Regionen mit Müllverbrennung ist die Gefahr geringer, aber nicht ausgeschlossen.

Symbolfoto: envato | yanadjana

Die richtigen Entsorgungswege im Überblick

Je nach Medikamententyp und Wohnort stehen verschiedene fachgerechte Entsorgungsoptionen zur Verfügung:

Apotheken als Hauptanlaufstelle: Die meisten Apotheken nehmen abgelaufene oder ungenutzte Medikamente freiwillig zurück und führen sie der fachgerechten Entsorgung zu. Ein kurzer Anruf vorab klärt, ob die Wunschapotheke diesen Service anbietet.

Kommunale Schadstoffsammelstellen: Viele Landkreise und Städte bieten regelmäßige Schadstoffsammlungen an oder betreiben stationäre Schadstoffsammelstellen, wo Medikamente abgegeben werden können.

Mobile Schadstoffmobile: In vielen Regionen fahren sogenannte Schadstoffmobile nach einem festen Zeitplan verschiedene Standorte an. Die Termine finden sich meist auf den Webseiten der Kommunen oder in lokalen Abfallkalendern.

Spezielle Medikamentensammelbehälter: In einigen Bundesländern stehen in Rathäusern, Gesundheitsämtern oder anderen öffentlichen Einrichtungen spezielle Sammelboxen für Altmedikamente.

In Bayern mit der Restmüll-Option: In Bayern mit seinem flächendeckenden System der thermischen Abfallbehandlung dürfen Medikamente auch über den Restmüll entsorgt werden – dennoch bleibt die Abgabe in der Apotheke die sicherste Option für die Umwelt.

Symbolfoto: envato | wirestock

Entsorgung nach Medikamententyp: So geht’s richtig

Je nach Art des Medikaments gibt es spezifische Besonderheiten bei der Entsorgung:

Tabletten und Kapseln: In der Originalverpackung zur Apotheke oder Schadstoffsammelstelle bringen. Die Beipackzettel dürfen ins Altpapier.

Flüssige Medikamente: Sirup, Tropfen und Säfte fest verschlossen in Originalflaschen entsorgen – niemals ins Abwasser schütten!

Salben und Cremes: In Tuben oder Tiegeln zur Sammelstelle bringen, ohne den Inhalt vorher auszudrücken oder auszuspülen.

Pflaster mit Wirkstoffdepot: Schmerzpflaster, Hormonpflaster und ähnliche Systeme enthalten auch nach Gebrauch noch Wirkstoffe und gehören zur Schadstoffsammlung.

Spritzen und Kanülen: Diese müssen in durchstichsicheren Behältern (erhältlich in Apotheken) gesammelt und über die Schadstoffsammlung entsorgt werden.

Inhalatoren und Dosieraerosole: Auch leere Asthmasprays enthalten umweltschädliche Treibgase und dürfen nicht in den Hausmüll.

Symbolfoto: envato | Wavebreakmedia

Praktische Tipps für den Hausgebrauch

Mit diesen Tipps gelingt die fachgerechte Entsorgung im Alltag:

Sammelbox einrichten: Eine kleine, kindersichere Box für abgelaufene Medikamente erleichtert die regelmäßige Entsorgung.

Halbjährliche Kontrolle: Beim Check der Hausapotheke gleich aussortieren und entsorgen – so sammeln sich keine großen Mengen an.

Verpackungen trennen: Pappschachteln und Beipackzettel ins Altpapier, Blister und Durchdrückpackungen in den Restmüll, nur die Medikamente selbst zur Schadstoffsammlung.

Datenschutz beachten: Vor der Entsorgung personenbezogene Daten von Verpackungen entfernen oder schwärzen – besonders bei verschreibungspflichtigen Medikamenten.

Spezialfall Reisen: Auf Reisen im Ausland erkundigen Sie sich vorab über lokale Entsorgungswege oder bringen kleine Mengen mit zurück nach Deutschland.

Vorbeugen ist besser als Entsorgen

Die beste Lösung für das Entsorgungsproblem: Medikamentenabfälle vermeiden:

Bedarfsgerecht kaufen: Nur Packungsgrößen wählen, die dem tatsächlichen Bedarf entsprechen. Besonders bei selbst gekauften Mitteln gegen Erkältung oder Schmerzen oft verführerisch: die große, vermeintlich wirtschaftlichere Packung.

Aufbewahrung optimieren: Medikamente richtig lagern, damit sie nicht vorzeitig unbrauchbar werden: kühl, trocken und lichtgeschützt, aber nicht im Kühlschrank (außer bei expliziter Anweisung).

Angebrochene Arzneimittel kennzeichnen: Das Anbruchdatum und die verbleibende Haltbarkeit nach Öffnung auf der Packung notieren – besonders wichtig bei Augentropfen, Salben und Säften.

Mitnahme zum Arztbesuch: Bei chronischen Erkrankungen und regelmäßigen Verschreibungen die noch vorhandenen Medikamente zum Arztbesuch mitnehmen, um Überverschreibungen zu vermeiden.

Symbolfoto: envato | Mrcluxury

Fazit: Kleine Mühe, große Wirkung

Die fachgerechte Entsorgung von Medikamenten mag einen kleinen zusätzlichen Aufwand bedeuten – gemessen an den potenziellen Umweltschäden durch falsch entsorgte Arzneimittel ist dieser jedoch minimal. Wer seine abgelaufenen Medikamente korrekt entsorgt, leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Gewässern, Tierwelt und letztlich auch der menschlichen Gesundheit.

Die Hausapotheke regelmäßig zu kontrollieren und veraltete Medikamente fachgerecht zu entsorgen, sollte genauso selbstverständlich sein wie das regelmäßige Recycling von Papier, Glas und Plastik. Denn auch kleine Mengen an Wirkstoffen können in der Umwelt großen Schaden anrichten – oder bei richtiger Entsorgung eben sicher neutralisiert werden.

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