Donnerstag, 07.08.2025

MÜNCHEN – Der Spezialabteilung der Staatsanwaltschaft Weiden zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden und organisierten Kriminalität nach dem „Traunsteiner Modell“ und der Münchner Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung gelang am Mittwoch (06.08.2025) ein Schlag gegen die organisierte Schleusungskriminalität. Insgesamt konnten fünf mutmaßliche Mitglieder eines international agierenden Schleuser-Clans in den frühen Morgenstunden festgenommen werden.

Koordinierte Aktion in drei Ländern

Die durch die Bundespolizei zusammen mit EUROPOL und EUROJUST koordinierte Aktion fand in Deutschland, den Niederlanden sowie Bosnien-Herzegowina statt. Spezialeinheiten der Bundespolizei, die vor Ort von der Weidener Staatsanwaltschaft begleitet wurden, sowie der niederländischen Polizei durchsuchten insgesamt drei Wohnungen in Dortmund und Bochum sowie ein Objekt in Houten in den Niederlanden. Zudem stellten die Ermittler umfangreiches Beweismaterial sicher wie die bei der Tatausführung genutzten Smartphones und Fahrzeuge sowie geringe Mengen Betäubungsmittel.

40 Schleusungstaten seit 2021

Ausgangspunkt der groß angelegten Aktion waren aufwändige Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Weiden in Zusammenarbeit mit Ermittlern der Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung München sowie der Bundespolizeiinspektion Waidhaus gegen eine mutmaßliche Bande, die seit mindestens 2021 Schleusungen vorwiegend syrischer Staatsangehöriger, unter anderem über die sogenannte „Balkanroute“, organisiert und durchgeführt haben soll.

Bis zu 480 Personen pro Tag geschleust

Den festgenommenen Beschuldigten im Alter zwischen 26 und 37 Jahren mit syrischer Nationalität wirft die Justiz konkret 40 banden- und gewerbsmäßige Schleusungstaten mit mindestens 500 Geschleusten vor. Aufgrund der Überwachungsmaßnahmen ist jedoch von einer deutlich höheren Dunkelziffer auszugehen. So brüstet sich die Organisation selbst, im Jahr 2022 bis zu 480 Personen pro Tag nach Europa und Deutschland eingeschleust zu haben.

Millionenschwere Gewinne erzielt

Pro Schleusung sollen dabei je nach Schleusungsroute und -aufwand durchschnittlich zwischen 2.500 und 4.500 Euro veranschlagt worden sein. Im Zeitraum von 2022 bis 2025 sollen so mindestens 1,4 Millionen Euro an Schleuserlohn zusammengekommen sein. Unter Zugrundelegung der eigenen Angaben der Organisation ist jedoch von einem geflossenen Schleusungsentgelt von etwa zehn Millionen Euro auszugehen.

Hochprofessionelle Täter mit hoher krimineller Energie

Die Vielzahl der mutmaßlichen Schleusungen und deren Verzweigung in diverse europäische Länder zeigen deutlich, wie komplex die Ermittlungen waren und wie eng sich die beteiligten Behörden dabei abstimmen mussten. Der Verdacht richtet sich gegen hochrangige Schleuserorganisationen, welche sich ihres international etablierten Schleuser-Netzwerks bedienen und über moderne Kommunikationsplattformen die Schleusungen von deutschen Wohn- und Geschäftsorten aus organisieren.

Auch während dieser Ermittlungen bestätigte sich leider der bundesweite Trend, dass Schleuserbanden zunehmend gewaltbereit und rücksichtslos agieren und sich weiter professionalisieren. Es besteht der dringende Verdacht, dass es sich auch bei der hier im Fokus stehenden Gruppierung um hochprofessionell agierende Täter mit hoher krimineller Energie handelt.

Traunsteiner Modell erfolgreich

Das sogenannte „Traunsteiner Modell“ zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden und organisierten Kriminalität wurde inzwischen bei allen grenznahen bayerischen Staatsanwaltschaften eingeführt. Die jeweiligen Spezialabteilungen arbeiten bei der Verfolgung von international agierenden Schleuserbanden, Drogen- und Waffenhändlern nicht nur eng mit den ausländischen Polizei- und Justizbehörden zusammen, sondern auch mit Eurojust und Europol.

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