Dienstag, 14.10.2025
NÜRNBERG – Ein wichtiger Schritt für den Artenschutz: Vier junge Habichtskäuze aus dem Tiergarten der Stadt Nürnberg haben eine neue Heimat in den nordostbayerischen Wäldern gefunden. Im Rahmen eines Wiederansiedlungsprojekts des Vereins für Landschaftspflege, Artenschutz und Biodiversität (VLAB) wurden insgesamt 27 Habichtskäuze in der Region Steinwald, Hessenreuther Wald und Fichtelgebirge ausgewildert – darunter zwei Männchen und zwei Weibchen aus Nürnberg.
NÜRNBERG - 🦉 Vier Habichtskäuze aus dem Tiergarten ausgewildert: Artenschutz, internationale Zusammenarbeit und Hoffnung für die seltene Eule! 🌲
Von links Revierleiterin Susann Müller Tierpflegerin Christiane Thiere Tierpflegerin Leonie Bühler und Michaela Domeyer Fachkraft für Naturschutz beim Verein für Landschaftspflege Artenschutz Biodiversität e V VLAB bei der Abholung der Habichtskäuze im Tiergarten Nürnberg
Foto Stadt Nürnberg | VLAB | Johannes Bradtka

Vorbereitung auf das Leben in Freiheit

Die im Mai im Tiergarten geschlüpften Jungvögel verbrachten vor ihrer Auswilderung rund vier Wochen in speziellen Eingewöhnungsvolieren nahe des Auswilderungsortes. Ohne direkten Kontakt zu Menschen, aber mit täglicher Versorgung, konnten sie sich optimal auf das Leben in freier Wildbahn vorbereiten. Einige Tiere – darunter die beiden Nürnberger Weibchen – erhielten Telemetriesender, um ihre Streifzüge wissenschaftlich zu begleiten.

Artenschutz durch internationale Zusammenarbeit

Mehr als die Hälfte der ausgewilderten Käuze stammt aus französischen Zoos und Wildparks, die übrigen aus deutschen Einrichtungen. „Jede Auswilderung ist ein wichtiger Schritt zum Schutz dieser faszinierenden Eulenart“, betont Projektleiterin Michaela Domeyer vom VLAB. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Partnern aus Deutschland, Frankreich und Belgien macht solche Projekte erst möglich.

Hoffnung auf stabile Population

In den vergangenen Jahren konnten im Auswilderungsgebiet erstmals wieder Bruten nachgewiesen werden – ein Zeichen, dass die Rückkehr des Habichtskauzes gelingt. Langfristig soll eine genetisch vielfältige und stabile Population entstehen, die sich mit dem Vorkommen im Nationalpark Bayerischer Wald vernetzt.
Zwei der vor Kurzem ausgewilderten Habichtskäuze kurz nach dem Schlupf im Mai 2025
Foto Tiergarten Nürnberg | Thomas Hahn

Tiergarten Nürnberg als Pionier

Der Tiergarten Nürnberg spielt seit Jahrzehnten eine Vorreiterrolle bei der Zucht und Auswilderung von Habichtskäuzen. 1965 gelang hier die weltweit erste Nachzucht in menschlicher Obhut. Bis heute wurden 43 Jungvögel aufgezogen, von denen 38 an Wiederansiedlungsprojekte in Deutschland und Österreich gingen. Im Sommer wurde im Bayerischen Wald ein 16 Jahre alter Habichtskauz aus Nürnberg mit eigenem Nachwuchs gesichtet – ein besonderer Erfolg für den Artenschutz.
Bei der Zucht von Habichtskäuzen ist der Tiergarten Nürnberg Vorreiter 1965 gelang hier die weltweit erste Nachzucht in menschlicher Obhut Hier eines der Küken das im Mai 2025 geschlüpft ist
Foto Tiergarten Nürnberg | Thomas Hahn
Neben den Habichtskäuzen engagiert sich der Tiergarten Nürnberg auch bei der Auswilderung weiterer bedrohter Arten wie Karpatenluchs, Alpensteinbock, Waldrapp und Sumpfschildkröte.
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