DEUTSCHLAND – Zwei Mal im Jahr drehen sich die Uhren – und mit ihnen der Alltag von Millionen Menschen. Wenn Ende März die Sommerzeit beginnt, bedeutet das: Eine Stunde weniger Schlaf. Während die Umstellung im Herbst meist kaum stört, bringt der Wechsel zur Sommerzeit viele durcheinander. Doch warum gibt es sie überhaupt – und wie sehr beeinflusst sie den Körper?
Künstlicher Takt aus Kriegs- und Krisenzeiten
Die Idee der Sommerzeit ist über 100 Jahre alt. Schon während des Ersten Weltkriegs sollte durch eine künstliche Verlängerung des Tageslichts Brennstoff gespart werden. In den 1970er-Jahren wurde sie erneut eingeführt – diesmal als Reaktion auf die Ölkrise. Das Ziel: Energie sparen, indem Lampen später eingeschaltet werden.
Heute zeigt sich: Die tatsächliche Einsparung an Strom ist minimal. Zwar werden abends Lampen später eingeschaltet, dafür laufen morgens häufiger Heizungen. Die Gesamtbilanz ist durchwachsen – viele Fachleute sehen den Nutzen inzwischen kritisch.
Was die Zeitumstellung mit dem Körper macht
Viel stärker als der Energieverbrauch steht inzwischen die Gesundheit im Fokus. Denn der Mensch orientiert sich nicht nur am Wecker, sondern am natürlichen Licht. Die Zeitumstellung verschiebt diesen Rhythmus – eine Art Mini-Jetlag entsteht.

Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Stimmungsschwankungen oder Gereiztheit gehören zu den typischen Begleiterscheinungen. Besonders betroffen sind Menschen mit festen Schlafgewohnheiten, Kinder, Schichtarbeitende oder ältere Personen.
Auch die innere Uhr von Tieren reagiert empfindlich. Kühe in der Landwirtschaft geben in den ersten Tagen weniger Milch, weil die gewohnten Melkzeiten plötzlich nicht mehr stimmen.
Ein Dauerstreitthema in Europa
Seit Jahren steht die Zeitumstellung politisch auf der Kippe. 2018 befragte die EU-Kommission Millionen Bürger – die Mehrheit sprach sich gegen den Wechsel aus. Dennoch fehlt bis heute eine einheitliche Lösung. Jedes Mitgliedsland müsste entscheiden, ob dauerhaft Sommer- oder Winterzeit gelten soll. Doch ohne Koordination droht ein Flickenteppich. So bleibt der halbjährliche Wechsel vorerst Realität – mit all seinen Folgen für Körper, Alltag und Gesundheit.