BAYERN â Digitale Fallen, undurchsichtige VertrĂ€ge und unseriöse Finanzprodukte gehören zu den gröĂten Ărgernissen im Verbraucheralltag. Die Verbraucherzentrale Bayern verzeichnete im Jahr 2024 ĂŒber 85.000 Beratungsanfragen zu diesen und weiteren Themen â genau genommen 38.704 individuelle Beratungen und 46.579 AuskĂŒnfte. ZusĂ€tzlich nahmen 77.105 Menschen an Veranstaltungen teil. Diese beeindruckenden Zahlen zeigen: Der Bedarf an unabhĂ€ngiger Beratung bleibt auf hohem Niveau, wĂ€hrend die Herausforderungen fĂŒr Verbraucher durch Digitalisierung und neue GeschĂ€ftsmodelle immer komplexer werden.
Die hÀufigsten Verbraucherfallen erkennen
Besonders tĂŒckisch sind die neuen digitalen GeschĂ€ftsmodelle, die auf den ersten Blick attraktiv erscheinen. Fake-Shops erlebten einen dramatischen Anstieg: Von 2020 bis 2023 erhöhte sich die Zahl der bundesweit erfassten Beschwerden auf rund 6.900 â eine Versechsfachung. Kostenlose Testversionen verwandeln sich plötzlich in teure Abonnements, vermeintliche SchnĂ€ppchen entpuppen sich als Kostenfallen. Die Verbraucherzentrale dokumentierte allein 38.245 Beschwerden ĂŒber verschiedenste Praktiken in ihrer Marktbeobachtung.
Auch bei Finanzprodukten lauern Gefahren. Der neue âFake-Check Geldanlageâ der Verbraucherzentrale hilft, unseriöse Angebote zu erkennen. Besonders perfide: Trading-Plattformen und Anlagebetrug im Netz verursachen jĂ€hrlich MillionenschĂ€den. Die Methoden der BetrĂŒger werden dabei immer raffinierter â umso wichtiger ist die unabhĂ€ngige AufklĂ€rung.
Energiesparen bleibt Dauerthema
Ăber die HĂ€lfte aller Beratungen â genau 52,3 Prozent â drehte sich um das Thema Energie. Damit bleibt die Energieberatung mit Abstand der wichtigste Beratungsbereich. Kein Wunder: Die steigenden Energiekosten und die Novellierung des GebĂ€udeenergiegesetzes belasten viele Haushalte. Die 186 Energieexperten der Verbraucherzentrale fĂŒhrten insgesamt 34.969 Beratungen durch.
Viele Verbraucher unterschĂ€tzen, wie viel sich mit einfachen MaĂnahmen sparen lĂ€sst. Besonders gefragt waren Themen wie Heizungsmodernisierung, Photovoltaik und Fördermöglichkeiten. Die Berater zeigen konkret, wo die gröĂten Einsparpotenziale liegen und welche Investitionen sich langfristig lohnen. Nach den Hochwassern im FrĂŒhsommer bot die Verbraucherzentrale zudem 186 kostenlose Beratungen fĂŒr Betroffene an.
Altersvorsorge und Versicherungen richtig angehen
Mit 18,7 Prozent der Beratungen lag der Bereich Altersvorsorge, Geld und Kredit auf Platz zwei der Beratungsthemen, gefolgt von Versicherungen mit 10,9 Prozent. Die Verunsicherung ist groĂ: Reicht die gesetzliche Rente? Welche private Vorsorge macht Sinn? Die 5.700 Finanzberatungen zeigten deutliche LĂŒcken in der Finanzbildung der Bevölkerung auf.
Besonders ernĂŒchternd: 1.033 Personen lieĂen sich zur enttĂ€uschenden Riester-Rente beraten. Hohe Provisionen sowie Abschluss- und Verwaltungskosten schmĂ€lerten die ErtrĂ€ge erheblich. Private Krankenversicherungen kĂŒndigten zudem Beitragserhöhungen von durchschnittlich 18 Prozent an â fĂŒr viele Ă€ltere Versicherte kaum noch tragbar.
Rechtliche Mittel gegen schwarze Schafe
Die Verbraucherzentrale Bayern setzt sich nicht nur beratend, sondern auch juristisch fĂŒr faire Marktbedingungen ein. Mit 26 Abmahnungen, 16 Unterlassungsklagen und einer Schadensersatzklage ging sie 2024 gegen rechtswidrige GeschĂ€ftspraktiken vor. Erfolge gab es unter anderem gegen Meta Platforms, Microsoft, Vodafone und diverse Abo-Box-Anbieter, die keinen gesetzeskonformen KĂŒndigungsbutton hatten.
Besonders wichtig ist die Marktbeobachtung: Die Experten erfassten 38.245 Anfragen und Beschwerden, davon betrafen 39 Prozent den Energiebereich, 30 Prozent Finanzthemen und 24,3 Prozent digitale Themen. Die öffentliche Aufmerksamkeit fĂŒr solche FĂ€lle schreckt unseriöse Anbieter ab â nicht zuletzt durch die gestiegene MedienprĂ€senz mit 6.513 BeitrĂ€gen.
Praktische Tipps fĂŒr den Verbraucherschutz
Um sich vor Fallen zu schĂŒtzen, empfiehlt die Verbraucherzentrale einige Grundregeln: Bei verlockenden Angeboten immer skeptisch bleiben und das Kleingedruckte lesen. Niemals unter Zeitdruck unterschreiben â seriöse Anbieter rĂ€umen Bedenkzeit ein. Bei Online-GeschĂ€ften auf sichere Zahlungswege achten und den Fakeshop-Finder nutzen, der bereits von vielen Verbrauchern verwendet wird.
Breites Beratungsangebot in ganz Bayern
Die Verbraucherzentrale Bayern bietet ihre Beratung auf vielen Wegen an: 41 Prozent der Ratsuchenden bevorzugten 2024 die persönliche Beratung in einer der 16 Beratungsstellen, 32 Prozent nutzten die Telefonberatung. Die Videoberatung (7 Prozent) und Online-Beratung (20 Prozent) etablieren sich als moderne Alternativen â besonders wichtig im FlĂ€chenland Bayern.
Mit 135 EnergieberatungsstĂŒtzpunkten und ĂŒber 2,3 Millionen eindeutigen Seitenaufrufen auf der Website erreicht die Verbraucherzentrale Menschen in allen Regionen Bayerns. Der Newsletter mit ĂŒber 9.000 Abonnenten und die neuen Social-Media-KanĂ€le ergĂ€nzen das Informationsangebot. Die unabhĂ€ngige Beratung bietet Orientierung in einer immer komplexeren Welt â und trĂ€gt zu faireren Marktbedingungen fĂŒr alle bei.
