Dienstag, 09.09.2025

BERLIN – Eine aktuelle reprĂ€sentative Erhebung des Meinungsinstituts Civey im Auftrag des Sozialverbands Deutschland (SoVD) offenbart die dramatische Lage berufstĂ€tiger Eltern wĂ€hrend der Ferien. Fast die HĂ€lfte aller erwerbstĂ€tigen MĂŒtter und VĂ€ter mit Kindern bis 18 Jahren opfert mehr als die HĂ€lfte ihres Jahresurlaubs allein fĂŒr die Ferienbetreuung ihrer Sprösslinge.

Ferien dauern doppelt so lang wie Urlaub

Die Umfrage zeigt ein strukturelles Problem auf: WĂ€hrend Arbeitnehmer durchschnittlich sechs Wochen Urlaub im Jahr haben, erstrecken sich die Ferien der Kinder ĂŒber etwa 13 Wochen. Mehr als ein Drittel der befragten Eltern gibt sogar ĂŒber 75 Prozent des Jahresurlaubs fĂŒr die Kinderbetreuung aus. Besonders hart trifft es Alleinerziehende, die diese Last nicht mit einem Partner teilen können und dadurch noch stĂ€rker belastet sind.

Angebot in Westdeutschland mangelhaft

Über 70 Prozent der deutschlandweit befragten Eltern bewerten das Betreuungsangebot fĂŒr Schul- und Kita-Kinder in den Ferien als völlig unzureichend. Dabei zeigen sich erhebliche regionale Unterschiede: WĂ€hrend in Ostdeutschland 53,4 Prozent das Angebot als zu klein einstufen, sind es in Westdeutschland sogar 75,9 Prozent. Diese Diskrepanz fĂŒhren Experten darauf zurĂŒck, dass in Ostdeutschland eine verlĂ€ssliche Ferienbetreuung traditionell stĂ€rker in der öffentlichen Daseinsvorsorge verankert ist.

SoVD fordert Rechtsanspruch auf Ferienbetreuung

SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier kritisiert die aktuelle Situation scharf: „Eltern schĂ€tzen gemeinsame Zeit mit ihren Kindern. Doch sie darf nicht zur alleinigen Lösung fĂŒr BetreuungslĂŒcken werden.“ Der Sozialverband Deutschland fordert massive Investitionen in die soziale Infrastruktur und einen Rechtsanspruch auf kostenfreie, qualitativ hochwertige und wohnortnahe Ferienbetreuung. Engelmeier mahnt zudem eine Steigerung der AttraktivitĂ€t fĂŒr Berufe im Bildungs- und Sozialbereich an, um ausreichend qualifiziertes Personal zu gewinnen.

Eric Paul
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