ZĂRICH / FRANKREICH â Forscher des Schweizerischen Erdbebendienstes an der ETH ZĂŒrich schlagen Alarm: Seit 2015 registrieren sie eine dramatische Zunahme von Erdbeben am Mont-Blanc-Massiv. Wie die âBILDâ-Zeitung am Samstag (05.07.2025) berichtet, steigt die Gefahr durch vom Klimawandel verursachtes Schmelzwasser massiv an â mit weitreichenden Folgen fĂŒr die gesamten Alpen.
Schmelzwasser dringt ins Gestein ein
Das Team um Verena Simon entdeckte eine âstarke jĂ€hrliche PeriodizitĂ€tâ der Erdbeben seit Herbst 2015. Die Ursache: Schmelzwasser von Schnee und Gletschern dringt in die Strukturen des Grandes Jorasses ein und verursacht gefĂ€hrliche DruckverĂ€nderungen im Gestein.
Hitzewelle 2015 als Wendepunkt
Die entscheidende ZĂ€sur brachte laut dem Bericht die Hitzewelle von 2015. Seither beeinflussen klimabedingte Extremtemperaturen die hochalpine KryosphĂ€re massiv. Der schwindende Permafrost verĂ€ndert die natĂŒrlichen Wasserwege und erzeugt DruckverĂ€nderungen in den Gesteinsschichten, die letztendlich Erdbeben auslösen.
Schmelzwasser am Mont-Blanc-Tunnel unter Beobachtung
Auch entlang einer Störungszone im Mont-Blanc-Tunnel dokumentieren die Forscher erhöhte AktivitĂ€t. Ihre Modelle bestĂ€tigen: OberflĂ€chenschmelzwasser dringt verstĂ€rkt ins Grundwasser ein und verursacht seismische Ereignisse. Das Erschreckende: In Zeiten, in denen es bedingt durch groĂe Hitze besonders viel Eis und Schnee schmilzt, könne das Risiko fĂŒr Erdbeben um das Hundertfache ansteigen.
Warnung vor globalen Auswirkungen
Eine im Fachmagazin âEarth and Planetary Science Lettersâ veröffentlichte Studie der Forscher endet mit einer eindringlichen Warnung: âUnsere Forschung deutet darauf hin, dass der Klimawandel die lokale Erdbebengefahr in alpinen Regionen deutlich erhöhen kann. Dieses PhĂ€nomen könnte auch in anderen Gletschergebieten weltweit auftreten.â Die Erkenntnisse zeigen, dass der klimabedingte RĂŒckgang der KryosphĂ€re â der gefrorenen Bereiche der ErdoberflĂ€che â alpine Regionen seismisch gefĂ€hrlicher macht.