MĂNCHEN â Zum Internationalen Tag der Familie am Mittwoch (15.05.2025) schlagen die SOS-Kinderdörfer Alarm: Rund acht Millionen Kinder weltweit leben in Kinderheimen â mit steigender Tendenz. Besonders dramatisch ist die Situation in Europa.
Heimunterbringung als MaĂstab fĂŒr schwache Kinderschutzsysteme
Laut dem âGlobalen Bericht ĂŒber Kinderbetreuung und Kinderschutz 2024â der SOS-Kinderdörfer lĂ€sst sich am Anteil der Kinder in Heimen die StĂ€rke des Kinderschutzsystems eines Landes ablesen. âEs ist fĂŒr jedes Kind ein massiver Einschnitt, seine Familie verlassen zu mĂŒssen. Wir mĂŒssen alles daransetzen, Familientrennungen zu verhindernâ, betont Boris Breyer, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit.
Europa fĂŒhrt traurige Statistik an
Die höchste Rate an Heimkindern verzeichnet Europa: Hier leben laut UN-Studien etwa 277 von 100.000 Kindern in Heimen. Der weltweite Durchschnitt liegt bei 102 von 100.000 Kindern. Innerhalb Europas weisen die Ukraine, WeiĂrussland und Aserbaidschan die höchsten Unterbringungszahlen auf.
Armut als Hauptgrund fĂŒr Familientrennung
In LĂ€ndern wie Paraguay, Ghana oder Nepal haben zwischen 80 und 90 Prozent der Heimkinder mindestens noch ein lebendes Elternteil. âOft fĂŒhrt ein Zusammenspiel von individuellen, gemeinschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren dazu, dass Familien zerbrechenâ, erklĂ€rt Breyer. Viele Kinder leben in Heimen, weil ihre Eltern nicht fĂŒr Nahrung und Schulbesuch aufkommen können.
Besonders betroffen: Kinder mit Behinderung
Ăberproportional hoch ist der Anteil von Kindern mit einer Behinderung in Heimen. In Serbien haben 66 Prozent der Kinder in institutioneller Betreuung eine BeeintrĂ€chtigung. Obwohl die Heimunterbringung hĂ€ufig mit besserer Gesundheitsversorgung und Bildungszugang begrĂŒndet wird, erfahren diese Kinder oft eine unangemessene Behandlung.
Heimkinder leiden unter struktureller VernachlÀssigung
Kinder in Heimen sind oft struktureller VernachlĂ€ssigung, Missbrauch und Gewalt ausgesetzt. In 120 Staaten ist die körperliche ZĂŒchtigung in institutioneller Betreuung nicht einmal ausdrĂŒcklich verboten. Die betroffenen Kinder leiden hĂ€ufiger unter Entwicklungsstörungen und haben als Erwachsene schlechtere Berufschancen.
SOS-Kinderdörfer kĂ€mpfen fĂŒr Alternativen
Die Hilfsorganisation unterstĂŒtzt gefĂ€hrdete Familien durch spezielle Programme, damit Kinder in ihrer Familie bleiben können. Gleichzeitig setzt sie sich weltweit fĂŒr Reformen der Betreuungssysteme ein, fördert die Deinstitutionalisierung anonymer Einrichtungen und den Ausbau von Pflegefamilien-Systemen. In den SOS-Kinderdörfern werden Kinder familiennah und ihren BedĂŒrfnissen entsprechend betreut.