MÜNCHEN – Der Tierpark Hellabrunn verändert seine Luchs-Haltung grundlegend: Künftig sollen hier Karpatenluchse leben, um die Auswilderungsprojekte in Mitteleuropa gezielt zu unterstützen. Noch sind drei junge Nordluchse in München zu Hause, doch für ihren Vater Rems ging die Reise bereits weiter nach Aalborg.
Hellabrunn setzt auf eine neue Luchs-Unterart
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die in Deutschland heimische Luchsart der Karpatenluchs ist. Der Tierpark Hellabrunn hielt bisher Nordluchse, die in Skandinavien und dem Baltikum verbreitet sind. Kurator Dr. Eric Diener erklärt: „Damit auch Hellabrunn sich zukünftig als wissenschaftlich geführter Zoo sowohl an Ex-situ- als auch an In-situ-Artenschutz-Programmen für Luchse beteiligen kann, werden in Hellabrunn mittelfristig Karpatenluchse einziehen und mit ihrem Nachwuchs die Auswilderungsprojekte unterstützen.“
Ein kürzlich durchgeführter Gesundheitscheck brachte zudem eine Überraschung: Der Nachwuchs von Luchs-Mutter Mia besteht entgegen erster Annahmen aus drei weiblichen Tieren. Diener dazu: „Das ist tatsächlich nicht ganz ungewöhnlich, da die Geschlechtsbestimmung bei ganz jungen Luchsen auch für erfahrene Tierärzte nicht ganz einfach ist.“

Münchner Tierpark als Akteur im Artenschutz
Wann genau die jungen Luchse den Tierpark verlassen und wann die Karpatenluchse einziehen, wird gemeinsam mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) entschieden. Verena Dietl, Bürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende des Tierparks, betont: „Hellabrunn leistet einen bedeutenden Beitrag zum globalen Artenschutz. Als Stadt München unterstützen wir diesen Einsatz, indem wir die Verantwortung für den Erhalt der Artenvielfalt aktiv mittragen und das Bewusstsein der Bevölkerung stärken.“
Tierpark-Direktor Rasem Baban ergänzt: „Moderne Zoos sind heute weit mehr als Orte der Tierbeobachtung – sie sind zentrale Akteure im Artenschutz. Mit gezielten Zuchtprogrammen und Forschungsprojekten tragen wir maßgeblich zum Erhalt bedrohter Arten bei.“
Luchse in Deutschland weiter bedroht
Der Eurasische Luchs gilt laut Roter Liste Deutschlands als vom Aussterben bedroht. Noch im 19. Jahrhundert wurde die Art in vielen Regionen Mitteleuropas systematisch ausgerottet. Dank Auswilderungsprojekten gibt es heute wieder etwa 200 Luchse in Deutschland – vor allem im Bayerischen Wald, Pfälzer Wald und Harz.
Mit der Umstellung auf Karpatenluchse will der Tierpark Hellabrunn künftig eine noch aktivere Rolle im Artenschutz übernehmen.