DEUTSCHLAND – „Wie der Urbanstag sich zeigt, so folgt der Herbst.“ Solche Sprüche stehen sinnbildlich für eine jahrhundertealte Tradition: Bauernregeln. Rund um markante Kalendertage – wie den St. Urban am 25. Mai, die Eisheiligen, Siebenschläfer oder den Jakobstag – ranken sich Wetterweisheiten, die auf jahrhundertelanger Beobachtung beruhen. Doch wie verlässlich sind diese Regeln wirklich?
St. Urban – ein Zeichen für die Weinlese?
Der heilige Urban I., Papst im 3. Jahrhundert, gilt als Schutzpatron der Winzer. Rund um den 25. Mai entstanden zahlreiche Wetterregeln – vor allem in Weinanbaugebieten. Eine der bekanntesten lautet:
„Wie sich das Wetter um St. Urban hält, so ist’s im Herbst bestellt.“
Die Beobachtung basiert auf langjähriger Erfahrung: Wenn der Mai stabil und sonnig endet, zeigt sich häufig auch der Herbst trocken und mild – was für die Reife der Trauben von Bedeutung ist.
Weitere Regel: „Ist Urban schön und rein, wird’s ein guter Wein.“
In Weinregionen wie der Pfalz oder Franken behält diese Regel in vielen Jahren erstaunlich oft Recht – Zufall oder Muster?
Bauernregeln als Klimakalender
Auch andere bekannte Lostage wie Siebenschläfer (27. Juni) oder die Eisheiligen (11.–15. Mai) gelten als Wetteranzeiger. Viele dieser Regeln basieren auf jahrhundertelanger Wetterbeobachtung in einer bestimmten Region. Sie spiegeln den durchschnittlichen Wetterverlauf wider, der sich bis heute – trotz Klimawandel – oft bestätigt.
Moderne Meteorologen sprechen bei bestimmten Lostagen von statistischer Wahrscheinlichkeit: Wer an Siebenschläfer Regen beobachtet, erlebt mit höherer Wahrscheinlichkeit einen feuchten Sommer – zumindest im Süden Deutschlands.
Zwischen Erfahrung und Aberglaube
Nicht alle Bauernregeln halten einer Überprüfung stand. Einige verallgemeinern zu stark, andere treffen nur in bestimmten Regionen zu. Dennoch zeigen sie, wie eng früher Wetter, Naturbeobachtung und Ernte miteinander verbunden waren. Auch heute liefern sie Anhaltspunkte – nicht als exakte Vorhersage, sondern als Erinnerung an den Rhythmus der Jahreszeiten.
Ob St. Urban, Jakobstag, Petri-Schlüssel oder Bartholomäus – die Regeln rund um die Lostage spiegeln das Zusammenspiel von Natur, Klima und bäuerlicher Erfahrung wider. In Zeiten moderner Wetter-Apps verlieren sie an Bedeutung – behalten aber ihren kulturellen Wert.