NÜRNBERG – Der weltberühmte Nürnberger Christkindlesmarkt ist jünger als bisher angenommen! Neue wissenschaftliche Untersuchungen des Stadtarchivs und des Germanischen Nationalmuseums (GNM) belegen: 2028 feiert der Markt sein 350. Jubiläum – nicht sein 400., wie die Stadt bisher vermutete.
Historische Spanschachtel im Mittelpunkt
Im Zuge der Vorbereitungen für das Jubiläum 2028 tauchte erneut die Frage auf, wie alt der Markt tatsächlich ist. Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht eine historische Spanschachtel im GNM, knapp 20 Zentimeter lang und in Größe und Ausmaß mit einem Federmäppchen vergleichbar. Sie ist der älteste Nachweis für den Nürnberger Weihnachtsmarkt.
Verschmierte Jahreszahl sorgte für Verwirrung rund um dem Christkindlesmarkt
Wem das Schächtelchen einst gehörte und wie alt es ist, darüber gibt eine nicht ganz einfach zu entziffernde Widmung auf der Unterseite Auskunft: „Regina Susanna Harßdörfferin von der / Jungfrau Susanna Eleonora Elbsin zum / Kindles marck überschickt“ – und dann folgt eine Jahreszahl, die 1628 oder 1678 lauten könnte. Die dritte Ziffer der Jahreszahl ist leicht verschmiert und teilweise durch einen Tintenkleks verdeckt und deshalb nahezu unleserlich.
Stadtarchiv liefert den Beweis
Weder Quellen im Germanischen Nationalmuseum noch fototechnische Untersuchungen führten zu einem eindeutigen Ergebnis. Schließlich glich das Stadtarchiv die Personenangaben der Inschrift auf der Spanschachtel mit der Datumsangabe ab und bestätigte die Vermutungen des GNM: Die Jahreszahl muss 1678 lauten.
Lebensdaten schließen 1628 aus
Die neueste Expertise aus dem Stadtarchiv untermauert die Richtigkeit der jüngeren Datumsangabe. Die Lebensdaten der jungen Harsdörffer sind bekannt – sie lebte zwischen 1663 und 1731, was nicht zur Jahreszahl 1628 passt. Inzwischen ist die Erforschung der historischen Friedhöfe Nürnbergs so weit fortgeschritten, dass jetzt auch die Freundin nachgewiesen werden kann, die der jungen Harsdörffer die Schachtel zum Weihnachtsfest schenkte.
Susanna Eleonora Elbs (gestorben 1721) war die Tochter des Georg Sebastian Elbs (gestorben 1666) und der Eleonora, geborene Kraus (gestorben 1682). Die Eltern heirateten 1651. Eine voreheliche Geburt der Jungfer Elbs ist ausgeschlossen – sie kann frühestens 1651 oder 1652 geboren worden sein. Die Beschriftung der Spanschachtel kann somit nicht von 1628 stammen.
Oberbürgermeister freut sich auf Christkindlesmarkt-Jubiläum
Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König freut sich auf das Jubiläum 2028: „Egal ob unser weltberühmter Christkindlesmarkt nun 400 oder 350 Jahre alt ist – er ist ein Aushängeschild unserer Stadt und Teil unserer Identität. Unser Christkind, die ‚Stadt aus Tuch und Holz‘ gehören einfach zu Nürnberg.“ Die Inschrift der Spanschachtel enthält nach wie vor die älteste Erwähnung des Namens des „Kindlesmarkts“. Der weltberühmte Christkindlesmarkt zieht jährlich rund zwei Millionen Gäste aus dem In- und Ausland an.