BRÜSSEL – Google droht in der EU ein Kartellverfahren wegen seiner KI-gestützten Suche „AI Overview“. Wie das Tech-Portal „ComputerBase“ am Sonntagabend (07.07.2025) berichtet, reichte die Independent Publishers Alliance eine Beschwerde ein und fordert sofortige Maßnahmen gegen den Tech-Konzern. Die Verlage werfen dem Internet-Riesen vor, seine Marktmacht zu missbrauchen.
Google zwingt Verlage in eine Zwickmühle
Der Kernvorwurf: Google nutze seine dominante Stellung im Suchmaschinengeschäft aus, um Inhalte für den AI Overview zu verwenden. Verlage hätten keine echte Wahl, ihre Artikel für das KI-Training zu sperren – denn dann würden sie auch aus der normalen Web-Suche verschwinden.
Dramatische Traffic-Verluste
„Googles zentraler Suchmaschinendienst missbraucht Webinhalte für Googles AI Overview in der Google-Suche, was Verlagen erhebliche Schäden in Form der Verluste von Traffic, Lesern und Einnahmen zugefügt hat“, heißt es in der Beschwerde. Die Zahlen sind alarmierend: Der AI Overview, der seit Mai 2024 in den USA läuft, zeigt KI-generierte Antworten am Anfang der Suchergebnisse an. Die klassischen Suchergebnisse erscheinen erst beim Herunterscrollen – mit drastischen Folgen.
40 Prozent weniger Klicks – auch News-Seiten betroffen
SEO-Experte Malte Landwehr berichtet von durchschnittlich 37 bis 40 Prozent weniger Traffic für Webseiten. Eine aktuelle Analyse von Similar Web bestätigt den Trend: Seit dem AI Overview-Start stieg der Anteil der Suchanfragen ohne Klick auf Ergebnisse von 56 auf 69 Prozent.
Besonders hart trifft es Nachrichtenseiten: Deren Traffic sank von 2,3 Milliarden Klicks im Juli 2024 auf unter 1,7 Milliarden. Mehrere US-Medien wie Business Insider, Vox Media und HuffPost kündigten demnach bereits Entlassungen an.
Google wehrt sich
Der Suchmaschinen-Konzern bestreitet derweil laut dem Bericht die Vorwürfe. Ein Konzernsprecher erklärte gegenüber Reuters, Google sende „Milliarden von Klicks pro Tag“ an Nachrichtenseiten. Die neuen KI-Dienste würden Nutzer zu mehreren Suchanfragen verleiten und neue Geschäftsmöglichkeiten schaffen. Die EU-Kommission wollte sich laut ComputerBase bisher nicht äußern. Die britische Wettbewerbsbehörde bestätigte den Eingang der Beschwerde.