Wer gelegentlich nicht einschlafen kann, kennt das Gefühl von Erschöpfung am nächsten Tag. Doch wenn Schlafprobleme über Wochen bestehen, kann eine ernstzunehmende Erkrankung dahinterstecken: die chronische Schlafstörung. In Deutschland sind laut Schätzungen rund zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung betroffen – mit weitreichenden Folgen für Gesundheit und Lebensqualität.
Zum Tag des Schlafes am 21. Juni rückt die Bedeutung erholsamer Nachtruhe wieder in den Fokus. Doch für viele ist das Einschlafen längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Die medizinische Definition einer chronischen Schlafstörung umfasst Einschlaf- oder Durchschlafprobleme sowie frühes Erwachen – mindestens dreimal pro Woche über einen Zeitraum von drei Monaten. Entscheidend ist dabei auch die Einschränkung der Tagesaktivität.
Erschöpfung als täglicher Begleiter
Ruth W. aus Berlin ist eine von vielen Betroffenen. Sie ist Mutter, Forscherin und leidenschaftliche Schwimmerin – doch ihr Alltag war lange geprägt von Übermüdung, Reizbarkeit und Konzentrationsproblemen. „Ich wurde viel ungeduldiger mit allen“, beschreibt sie ihre Erfahrung. Die Konsequenzen reichen oft weit über das Persönliche hinaus: Schlafstörungen erhöhen langfristig das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und sogar Demenz.
Diagnose ist der erste Schritt
Trotz der Belastung gibt es gute Nachrichten: Eine chronische Schlafstörung ist behandelbar. Ruth W. wandte sich an Dr. Verena van Ginneken von der Charité in Berlin. Mit ärztlicher Hilfe fand sie eine passende Therapie. Als wirksamster Ansatz gilt derzeit die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I). Diese setzt auf bewusste Verhaltensänderungen, benötigt jedoch viel Eigeninitiative – und ist wegen knapper Therapieplätze nicht für alle zugänglich.
Wenn verhaltenstherapeutische Maßnahmen nicht ausreichen, kommen auch medikamentöse Behandlungen infrage. Klassische Schlafmittel sind aufgrund der Gefahr einer Abhängigkeit meist nur für den kurzfristigen Einsatz geeignet. Neue Medikamente mit gezielter Wirkweise bieten inzwischen Optionen für eine sichere Langzeitbehandlung.
Hilfe finden – aktiv werden
Wichtig ist: Betroffene sollten frühzeitig handeln und sich nicht mit dem Zustand abfinden. Professionelle Unterstützung, individuelle Therapien und fundierte Informationen können dabei helfen, den Teufelskreis aus Schlaflosigkeit und Erschöpfung zu durchbrechen.
Ein informativer Film über Ruths Geschichte wurde von BBC StoryWorks Commercial Productions produziert und ist hier abrufbar: BBC StoryWorks: Ruths Weg mit chronischer Schlafstörung
Weitere Hintergründe sowie eine praktische Arztsuche bietet das Informationsportal:
www.schlafstoerungen-neu-denken.de