WASHINGTON / BERLIN – US-Präsident Donald Trump hat am Freitag (26.09.2025, deutscher Zeit) angekĂĽndigt, ab dem 1. Oktober 2025 Zölle von 100 Prozent auf importierte Marken- und patentgeschĂĽtzte Arzneimittel zu erheben. Die MaĂźnahme wĂĽrde auch die deutsche Pharmaindustrie hart treffen, da die USA ihr wichtigster Exportmarkt sind. Die EU-Kommission bestreitet jedoch die Rechtmäßigkeit der neuerlichen Zoll-AnkĂĽndigung.
EU pocht auf bestehendes Zoll-Abkommen
Die EU-Kommission sieht europäische Pharmaunternehmen durch ein bestehendes Zollabkommen geschĂĽtzt. In einer gemeinsamen Erklärung vom August sei eine „eindeutige und umfassende Obergrenze von 15 Prozent fĂĽr EU-Exporte“ festgehalten, teilte ein Kommissionssprecher der Nachrichtenagentur AFP mit. Dies stelle „eine Art Absicherung dar, dass fĂĽr europäische Wirtschaftsakteure keine höheren Zölle eingefĂĽhrt werden“, wie die BILD-Zeitung berichtet.
Zölle treffen Deutschland besonders hart
FĂĽr die deutsche Pharmaindustrie stehen besonders viel auf dem Spiel: 2024 exportierte Deutschland Arzneimittel im Wert von 27 Milliarden Euro in die USA – ein Viertel der gesamten deutschen Pharmaexporte. „US-Zölle gefährden deutsche Arzneimittelexporte auf ihrem wichtigsten Absatzmarkt auĂźerhalb der EU und setzen den Pharmastandort Deutschland unter Druck“, warnt Pharma-Expertin Jasmina Kirchhoff vom Institut der deutschen Wirtschaft in der BILD-Zeitung.
Pharma-Verband: Zoll „brachial und fragwĂĽrdig“
Der Pharma Deutschland e.V. bezeichnete Trumps AnkĂĽndigung i neiner Stellungnahme als „massiven Angriff auf den internationalen Handel und die Versorgungssicherheit“. HauptgeschäftsfĂĽhrerin Dorothee Brakmann kritisierte: „Die Methode ist brachial und fragwĂĽrdig – doch die Botschaft dahinter ist eindeutig: Die USA schotten sich ab und zwingen die Wirtschaft zurĂĽck ins eigene Land.“ Der Verband verwies darauf, dass sich EU und USA erst vor wenigen Wochen auf einen Zollsatz von 15 Prozent verständigt hätten – mit Zollfreiheit fĂĽr Generika.
Warnung vor Abhängigkeiten und Investitionsstopp
Brakmann mahnte weitere Konsequenzen an: Deutsche Unternehmen stĂĽnden nicht nur wegen sinkender Absätze unter Druck, sondern auch wegen kurzfristig angekĂĽndigter EinsparmaĂźnahmen wĂĽrden Investitionsentscheidungen fĂĽr den heimischen Standort schwieriger. „Europa – und ganz besonders Deutschland – muss verstehen, dass unsere wirtschaftliche und gesundheitliche Zukunft in Gefahr ist, wenn wir nicht selbst handlungsfähig bleiben“, warnte die Verbandschefin vor wachsenden Abhängigkeiten.
Die USA sind für deutsche Pharmaunternehmen auch deshalb attraktiv, weil dort im Gegensatz zu Deutschland keine strenge Preisbindung für Medikamente existiert und die Arzneipreise deutlich höher liegen als in anderen Industrieländern.