NEUBURG AN DER DONAU – Ein ohrenbetĂ€ubender Knall zerreiĂt die Nacht am Freitag (18.07.2025) bei Oberhausen. Ein Zug ist mit einem Auto kollidiert, Schreie dringen aus den Waggons. Unter dem tonnenschweren Zug liegt ein Kind eingeklemmt. Doch zum GlĂŒck ist alles nur eine Ăbung – die dramatischste, die die Feuerwehr Neuburg an der Donau je durchgefĂŒhrt hat.
Theorie vor der Praxis
Bevor die EinsatzkrĂ€fte die praktische Ăbung durchfĂŒhrten, hieĂ es: Schulbank drĂŒcken! „Um halb neun haben wir angefangen mit den Einheiten hier einen theoretischen Unterricht zu kreieren, dass die einfach mal wissen, wie komme ich vielleicht in den Zug oder wie kann ich mich an einem Gleisbereich nĂ€hern, auf was muss ich achten“, erklĂ€rt Markus RieĂ, Kommandant der Feuerwehr Neuburg an der Donau.
53 Statisten spielen Verletzte
WĂ€hrend die EinsatzkrĂ€fte mit dem theoretischen Teil beschĂ€ftigt waren, wurde am Ăbungsort fleiĂig alles vorbereitet. Insgesamt 53 Statisten erhielten ihre Rollenbriefings. Die Statisten spielten Verletzte, davon 19 Personen, die nicht mehr gehen konnten. Eine Vielzahl davon musste als „FahrgĂ€ste“ aus dem Zug von den EinsatzkrĂ€ften evakuiert werden.
RealitÀtsnaher Einsatz um 22 Uhr
Um 22 Uhr dann der „Notruf“: Die EinsatzkrĂ€fte versammelten sich bei der Feuerwehr Neuburg an der Donau und rĂŒckten zu unterschiedlichen Zeiten aus. „Die Einheiten waren hier vor Ort und wurden dann zeitversetzt, so wie es normalerweise einem richtigen Leben entspricht, zur Einsatzstelle entlassen, weil jeder hat ja eine gewisse Anfahrtszeit“, verrĂ€t der Kommandant.
Vor Ort angekommen, mussten die angerĂŒckten KrĂ€fte erstmal die Einsatzstelle erkunden und die Aufgaben koordinieren. Wichtig dabei: Selbst ruhig in dieser „Chaosphase“ bleiben, wie RieĂ erklĂ€rt: „Hier fand sofort die erste Erkundung am Zug statt. Wir wussten, dass KrĂ€fte nachrĂŒcken und dass wir hier massiven KrĂ€fteeinsatz benötigen, um eventuell Verletzte retten zu können.“
Eingeklemmtes Kind unter Auto entdeckt
Nun konnten die EinsatzkrĂ€fte ihr zuvor erlerntes Wissen ins Praktische umsetzen. „Bis ein Zug zum Stillstand kommt, rechnen wir mit 500 bis 750 Metern. Diese Strecke muss abgelaufen und abgesucht werden“, so RieĂ. Bei der Suche entdeckten die EinsatzkrĂ€fte das verunglĂŒckte Auto mit einer eingeklemmten Person.
Die Herausforderungen fĂŒr die Ăbung waren enorm: Das GelĂ€nde war unwegsam, es herrschte völlige Dunkelheit ohne kĂŒnstliches Licht. Die Retter mussten erst eine Beleuchtung aufbauen. Drehleiter der Feuerwehr und das THW sorgten fĂŒr die nötige Ausleuchtung.
Neuburg an der Donau: „Katastrophenfall“ ausgerufen
Aufgrund der vielen Verletzten riefen die Verantwortlichen anschlieĂend den Katastrophenfall nach Artikel 15 aus. „Wir haben hier auch nach Artikel 15 den Katastrophenfall ausgerufen, um hier einfach handlungsfĂ€higer zu werden“, erklĂ€rt der Kommandant. „Wichtig ist, dass dann in der Einsatzleitung alle KrĂ€fte vor Ort sind, die beteiligt sind, sprich Polizei, THW, BRK, Feuerwehr, um hier einfach gemeinsam agieren zu können.“
Der Einsatzort wurde analysiert und koordiniert. Jeder hatte seinen Aufgabenbereich. Die FahrgÀste wurden evakuiert und Verletzte behandelt. Gegen Mitternacht war dann endlich alles abgearbeitet.
Kommandant zufrieden mit Ergebnis
„NatĂŒrlich hat es am Anfang immer eine gewisse Chaosphase, aber die haben wir sehr schnell im Griff bekommen“, resĂŒmiert Markus RieĂ. „Was verbessert werden kann, ist die schnellere Absicherungssuche nach hinten. Das hat uns am Anfang sehr viel Zeit gekostet, bis das Auto gefunden wurde. Aber ansonsten sind wir mit dem Ăbungsergebnis sehr zufrieden.“
Am Freitag war dieses Szenario nur eine Ăbung, doch könnte es schon bald RealitĂ€t werden. GlĂŒcklicherweise sind die EinsatzkrĂ€fte aus Neuburg an der Donau fĂŒr diesen Ernstfall nun gut vorbereitet.