NEUBURG / INGOLSTADT – Noch in der Nacht zum Samstag (01.03.2025) haben die ersten Beschäftigten der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie ihre Arbeit niedergelegt. Pünktlich um 0 Uhr versammelten sich die Nachtschicht-Mitarbeiter von Faurecia Autositze (Forvia) in Neuburg an der Donau vor dem Werkstor zum Warnstreik. Zwei Stunden später folgten die Beschäftigten von Ideal in Ingolstadt.
Warnstreik nach magerem Angebot der Arbeitgeber
Die IG Metall verlangt eine Lohnerhöhung von 6,5 Prozent, mindestens 200 Euro zusätzlich sowie Verbesserungen bei der Altersteilzeit und einen Mitgliederbonus. Die Arbeitgeber hingegen stellen lediglich 1,3 Prozent mehr Lohn ab November 2025 und weitere 1,7 Prozent ab November 2026 in Aussicht – und das bei einer Laufzeit von 28 Monaten.

Christian Daiker, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt, kritisiert das Angebot scharf: „Das deckt ja nicht einmal den Inflationsausgleich aus und hier arbeiten auch die Leute körperlich. Das ist eine harte körperliche Arbeit und da muss schon was rüber kommen und das muss den Arbeitgebern auch viel viel mehr wert sein.“
IG Metall: Angebot ist „unterirdisch“
Bereits am Dienstag hatten sich über 300 Beschäftigte in Ingolstadt versammelt, um während der zweiten Tarifrunde ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Doch da es keine Bewegung auf Arbeitgeberseite gab, folgten nun die ersten Arbeitsniederlegungen.

Auch Miriam Bürger, bundesweite IG Metall-Verhandlungsführerin, unterstützte die Streikenden vor Ort. „Das Angebot war tatsächlich unterirdisch“, bringt sie es auf den Punkt. „Es ist mager, es ist mini, es ist viel zu wenig in dem Paket drin, die Laufzeit ist viel zu lange und die Erhöhungen, die sie uns angeboten haben, sind viel zu niedrig, also damit können wir nicht anfangen zu verhandeln.“
Reallohn-Verlust und Wirtschaftskrise
Bürger sieht in der Kaufkraftstärkung einen wichtigen Faktor für die Wirtschaft: „Die Beschäftigten haben ein Reallohn-Minus zu verkraften. Das bedeutet, sie haben heute weniger Geld in der Tasche als 2010.“
Auch die gesamtwirtschaftlichen Folgen betont sie: „Das ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern es belastet auch unsere Wirtschaft. Die Konsumneigung geht zurück. Der private Konsum ist aber ganz, ganz wichtig. Wenn man sich anguckt, wie das Brutto-Inlands-Produkt wachsen kann, dann muss der private Konsum wieder zunehmen.“
Weitere Arbeitsausstände angekündigt
Rund 100.000 Menschen arbeiten in der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie, 16.000 davon allein in Bayern. Die nächste Tarifverhandlung soll am 12. März in Nordrhein-Westfalen stattfinden. Bis dahin könnten weitere Arbeitsniederlegungen folgen.
Bürger kündigt an: „Wir planen jetzt in den alten Bundesländern, muss man korrekterweise sagen, für die nächsten Tage überall flächendeckend Warnstreiks und Arbeitsniederlegungen und auch Aktionen.“
