Der erste Gang am Morgen führt für viele direkt zur Kaffeemaschine. Doch ist dieser schnelle Koffein-Kick wirklich sinnvoll? Forschende raten: lieber noch etwas warten. Denn der ideale Zeitpunkt für den ersten Kaffee ist nicht unmittelbar nach dem Aufstehen.
Laut Michael Grandner, Schlaf- und Gesundheitsexperte der Universität von Arizona, sollte die erste Tasse Kaffee frühestens 30 bis 60 Minuten nach dem Aufwachen getrunken werden. Der Grund liegt im körpereigenen Botenstoff Adenosin. Dieser fördert die Müdigkeit – Koffein wirkt ihm entgegen. Doch direkt nach dem Aufstehen ist der Adenosinspiegel ohnehin niedrig, wodurch der Effekt des Kaffees geringer ausfällt.
Cortisol und Koffein – ein heikler Mix
Auch Schlafmedizinerin Dr. Deborah Lee warnt vor dem frühen Kaffeegenuss. Der Körper produziert beim Aufwachen vermehrt das Hormon Cortisol, das unter anderem den Kreislauf in Schwung bringt. Wer in dieser Phase Kaffee trinkt, kann nicht nur die Wirkung des Koffeins abschwächen, sondern riskiert langfristig eine Art Gewöhnung – mit vermindertem Effekt.
Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel kann zudem gesundheitliche Probleme wie Bluthochdruck, erhöhten Blutzuckerspiegel oder Gewichtszunahme begünstigen. Die Empfehlung lautet daher: Erst nach rund 45 Minuten zur ersten Tasse greifen – und spätestens sechs Stunden vor dem Schlafengehen die letzte trinken.
Wie viel Kaffee ist zu viel?
Ob Kaffee bekömmlich ist, hängt stark von der individuellen Veranlagung ab. „Jeder Mensch reagiert anders auf Koffein“, betont Koffeinforscherin Marilyn Cornelis von der Northwestern University. Während einige schon nach einer Tasse wach und konzentriert sind, benötigen andere deutlich mehr, um denselben Effekt zu erzielen.
Trotz dieser Unterschiede gilt: Bis zu sechs Tassen pro Tag gelten laut aktueller Studienlage als unbedenklich – vorausgesetzt, es bestehen keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder andere medizinische Einschränkungen. In Deutschland trinken Menschen im Schnitt vier Tassen Kaffee täglich – eine Menge, die aus gesundheitlicher Sicht als unkritisch eingestuft wird.
Fazit: Timing und Menge machen den Unterschied
Kaffee ist weit mehr als nur ein Wachmacher – er ist Ritual, Genuss und Lebensgefühl. Wer jedoch mehr aus seiner täglichen Dosis herausholen will, sollte auf den richtigen Zeitpunkt achten. Denn etwas Geduld am Morgen sorgt dafür, dass das Koffein seine Wirkung voll entfalten kann – ohne die körpereigenen Prozesse aus dem Gleichgewicht zu bringen.