NÜRNBERG – Das Technische Hilfswerk Bayern hat mit 175 Kräften aus zehn Ortsverbänden die Zivilschutzübung „Blaues Chamäleon“ durchgeführt. An einem heißen Spätsommerwochenende Mitte September trainierten die Helfer realistische Kriegsszenarien mit Drohnenangriffen und hybrider Kriegsführung.
Drohnenanflug zwingt Helfer in Deckung
Als der anschwellende Ton einer Drohne erklang, handelte der Gruppenführer sofort und gab das vereinbarte Hornsignal. Seine Einheit, die gerade ein Gelände nach Verletzten absuchte, flüchtete sich hinter einen vordefinierten Schutzwall. Andere Kräfte von benachbarten Einsatzstellen stießen rasch dazu. Nach der Entwarnung ging der Einsatz weiter – ein Szenario, das sich mehrfach wiederholte.

Realistische Kriegsszenarien nach Ukraine-Erfahrungen
Die Übung simulierte einen Krieg an der NATO-Ostgrenze mit Luftangriffen auf deutsches Gebiet. Die Angriffe zielten darauf ab, die Logistik und Infrastruktur des NATO-Bündnisses zu zerstören und viele Zivilisten zu verletzen. Die zehn Ortsverbände des Regionalbereichs Nürnberg mussten vielfältige Aufgaben bewältigen: Bergung von Verletzten aus engen Räumen und Höhen, Gefahrstoffaustritt im Bahnbereich, Deichreparatur und Bau eines Trümmerstegs für eine zerstörte Brücke.
Saboteure bedrohen Einsatzkräfte und Material
Neu bei dieser Übung war die Einbeziehung von Erfahrungen aus dem Ukraine-Krieg. Erneute Drohnenangriffe auf Einsatzkräfte, Blindgänger durch Streubomben und Saboteure als Teil der hybriden Kriegsführung erschwerten die Rettungseinsätze erheblich. Das Jugendrotkreuz Ingolstadt sorgte für realistische Verwundungsdarstellung, die Bundeswehr stellte demilitarisierte Munitionsrückstände zur Verfügung. Eingeteilte Saboteure setzten Geräte und Fahrzeuge außer Betrieb, wenn diese nicht ausreichend bewacht waren.

„Wir müssen wie ein Chamäleon sein“, erklärte Übungsleiter Karl Fleisch, Zugführer aus Erlangen, beim Abschlussantreten. „Wir müssen uns den Bedrohungen anpassen und möglichst unauffällig unsere Arbeit machen können – und gleichzeitig sichtbar für die Bevölkerung bleiben.“
Als die gut 25 Fahrzeuge am dritten Tag das Übungsgelände verließen, war das Kernziel erreicht: ein geschärftes Bewusstsein für die Gefahren im Kriegsfall und die Notwendigkeit erhöhten Eigenschutzes.