AUGSBURG – Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Augsburg hat am Donnerstag (30.10.2025) eine erschĂĽtternde Studie vorgestellt. Die Untersuchung zeigt: In mehr als einem Drittel der Fälle reagierten Verantwortungsträger nicht angemessen auf Hinweise zu sexuellem Missbrauch.
193 Taten gegen 156 Betroffene dokumentiert
Nach Auswertung von 1.507 Personalakten von Geistlichen aus dem Zeitraum 2000 bis 2014 kommt die Studie zu einem erschreckenden Ergebnis: Die Verantwortlichen im Bistum handelten in 35,48 Prozent der Fälle nicht angemessen. Untersucht wurden 193 Taten zum Nachteil von 156 Betroffenen – etwa zwei Drittel davon waren männlichen Geschlechts. 42,5 Prozent der Betroffenen waren Kinder unter 14 Jahren.
Dramatische Unterschiede zwischen Episkopaten
Die Werte differieren stark zwischen den einzelnen Bischöfen. Hubert Paul, Vorsitzender der Kommission, erklärte: „Die höchsten Prozentwerte nicht angemessenen Verhaltens haben wir festgestellt fĂĽr die Episkopate Dr. Freundorfer (1949-1963, 54,5 Prozent), Dr. Stimpfle (1963-1992, 63,6 Prozent) und Dr. Dammertz (1993-2004, 68,8 Prozent).“ In der Folgezeit sank der Anteil: Bischof Dr. Mixa (33,3 Prozent), Bischof Dr. Zdarsa (5,9 Prozent) und der aktuelle Bischof Dr. Meier (0 Prozent).
77 Beschuldigte identifiziert
Die dokumentierten Taten sind insgesamt 77 Beschuldigten bzw. Tätern zuzuschreiben. Bei keinem der Verantwortungsträger wurde ein persönliches Missbrauchsverhalten festgestellt. Die Kommission empfiehlt dem Bistum konkrete Maßnahmen: Stärkung der Prävention, Schaffung einer Kultur der Achtsamkeit, bessere Betroffenenfürsorge und transparentes Handeln der Verantwortungsträger.
Die 206 Seiten umfassende Studie ist unter www.aufarbeitungskommission-augsburg.info veröffentlicht.

