MÜNCHEN – Zur Stärkung der europäischen Stahlindustrie plant die EU-Kommission, die bisherigen Zölle auf Stahlimporte zu verdoppeln – auf 50 Prozent. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger unterstützt den Schutz vor Billigimporten, mahnt jedoch zu Augenmaß bei der Umsetzung.
Stahlindustrie unter enormem Druck
„Unsere Stahlindustrie steht unter enormem Druck – durch Dumpingpreise aus Fernost, hohe Energiekosten und überzogene Umweltauflagen. Es ist richtig, dass Europa endlich reagiert. Wir müssen unsere Industrie schützen, sonst verlieren wir Wertschöpfung, Arbeitsplätze und technologische Kompetenz“, so Aiwanger.
Der Minister betont zugleich, dass die neuen EU-Maßnahmen zielgerichtet und praxisnah sein müssen: „Schutz ja, aber mit Vernunft. Wir brauchen klare Regeln gegen unfaire Importe, aber keine EU-typische Überregulierung, die den Betrieben am Ende mehr schadet als hilft. Wenn die Zölle zu pauschal greifen, zahlen stahlverarbeitende Betriebe im Mittelstand und Handwerk die Zeche.“
Wettbewerbsfähige Energiepreise gefordert
Aiwanger fordert eine europäische Industriepolitik mit gesundem Menschenverstand: „Wir dürfen grundsätzlich nicht länger zusehen, wie Billigstahl aus Fernost unsere Märkte flutet und heimische Werke in Existenznot bringt. Europa muss sich selbst wieder als Industriestandort ernst nehmen. Zölle und Abschottung sind hierbei kein Allheilmittel. Wir brauchen darüber hinaus wettbewerbsfähige Energiepreise, weniger Bürokratie und weniger einschränkende Verbote.“
Bayern sei als Industrieland besonders betroffen. „Im Jahr 2024 kamen über 1,7 Millionen Tonnen Stahl im Wert von rund 2,3 Milliarden Euro nach Bayern. Vom Maschinenbauer über die Autoindustrie bis zum Bauhandwerk – ohne Stahl funktioniert keine moderne Wirtschaft“, erklärt der Minister.