BONN – Der Deutsche Tierschutzbund e.V. fordert von der Bundesregierung die zügige Umsetzung der im Koalitionsvertrag angekündigten Reduktionsstrategie zu Tierversuchen. Ursprünglich war die Veröffentlichung zum Internationalen Tag des Versuchstieres am 24. April 2025 geplant – nun scheint das Projekt laut Tierschutzbund an Widerständen aus der Wissenschaft zu scheitern.
„Es braucht einen Paradigmenwechsel hin zu einer tierversuchsfreien und zukunftsfähigen Wissenschaft“, mahnt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, in einer aktuellen Mitteilung. Gemeinsam mit anderen Organisationen appellierte der Verband an Bundesminister Cem Özdemir, die Reduktionsstrategie trotz Kritik aus der Neurowissenschaft auf den Weg zu bringen.
Tierversuche: Rückgang ja – aber kein Grund zur Entwarnung
Zwar sei die Zahl der Versuchstiere in Deutschland leicht gesunken, doch mit rund 1,46 Millionen eingesetzten Tieren und weiteren 1,37 Millionen getöteten Überschusstieren sei der Handlungsbedarf nach wie vor groß. Deutschland liegt laut Tierschutzbund im EU-Vergleich auf Platz zwei beim Tierverbrauch in der Forschung.
Tierschutzbund: „Fortschritt und Tierschutz schließen sich nicht aus“
Schröder betont, dass viele Forschende längst erfolgreich mit tierversuchsfreien Methoden arbeiten. Diese Entwicklung müsse politisch unterstützt werden – auch mit Blick auf Innovationskraft, Wettbewerbsfähigkeit und ethische Verantwortung. Der Verband warnt vor einem „fatalen Rückschritt“, sollte die Reduktionsstrategie durch den Druck der Tierversuchslobby gestoppt werden.
Auslöser für die aktuelle Debatte war der mediale Rückzug mehrerer Neurowissenschaftler, die an der Erarbeitung der Strategie beteiligt waren, sich nun aber von ihr distanzieren. Gleichzeitig werde laut Deutschem Tierschutzbund von einigen Akteuren eine fragwürdige Kampagne zur Akzeptanzsteigerung von Tierversuchen gestartet.